Paul Valéry

Die Biographie

Autor/Hrsg Auteur/Editeur: Bertholet, Denis
2011, Suhrkamp Verlag 2011, ISBN10: 3458175247

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Dieses Buch wurde rezensiert in der Ausgabe: Dokumente/Documents 4/2011 

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Rezension / Compte rendu:
Leidenschaftlicher Denker

Zum 140. Geburtstag von Paul Valéry (1871-1945)

Die Biographie:
Ein erhellendes Bild des Autors bietet Denis Bertholets Biographie. Diese chronologische Lebensbeschreibung liefert detaillierte Fakten zu Kindheit und Jugend in Sète, Valérys frühem Interesse am Lesen und Zeichnen, der Bedeutung von Freundschaften, der ersten Lyrik in Jugendjahren; dann Jurastudium in Montpellier, Umzug nach Paris (1892) und schließlich Heirat mit Jeannie Gobillard, der zwei Kinder entstammen. Zuvor hatte sich Valéry infolge einer alptraumartigen Liebeskrise in Genua von der Lyrik ab- und der Architektur zugewandt. Der Essay "Einführung in die Methode des Leonardo da Vinci" (1885) zeigt Valérys Ideal geistiger Arbeit, Leonardo blieb für ihn stets ein wichtiger Impulsgeber. Systematisches Forschen, das war Valérys Anliegen, ob nun in den 1894 begonnenen "Cahiers", ob mit der cartesianischen Figur "Monsieur Teste", die er ab 1896 in einem Prosazyklus zu Wort kommen ließ; oder mit dem methodisch präzisen Poem "Die junge Parze" (1917), das an Stéphane Mallarmé und die Poésie pure anknüpft.
Ab 1920 kehrt Valéry verstärkt in die Öffentlichkeit zurück und erfährt viel Anerkennung. Nach verschiedenen Brotarbeiten, im Kriegsministerium und als Privatsekretär, lebt er nun von seiner schriftstellerischen Arbeit. 1921 behandelt er in dem Dialog "Eupalinos oder der Architekt" eines seiner Grundpostulate, die Untrennbarkeit von ästhetischer Idee und leiblichem Dasein; Rainer M. Rilke hat den Text alsbald ins Deutsche übersetzt. 1922 erscheint der Gedichtband "Charmes", darin enthalten das berühmte "Le cimetière marin". Valéry verabschiedet sich damit von der Lyrik und verfasst Zug um Zug Essays und Analysen zu Ästhetik, Kultur und Politik, häufig ist er auf Vortragsreisen. Zudem verliebt er sich und beginnt, neben seiner Ehe, eine intensive Beziehung zu der Schriftstellerin Catherine Pozzi; die Liaison mit dieser auch intellektuellen Ansprechpartnerin endet nach rund acht Jahren in schmerzlicher Trennung. Dem Rationalisten waren Gefühle letztlich suspekt. Valéry verfasste eine Fülle bemerkenswerter Texte, darunter die aphoristische Prosa "Tel Quel". Bis zu seinem Lebensende beschäftigt ihn die dramatische Szenenfolge "Mon Faust", die von einem neuen Mephistopheles handelt, der beobachtet, was sich der Mensch an Extremen zumuten lässt – nicht von ungefähr verfasst während der deutschen Besatzung Frankreichs, gegen die Valéry opponierte. Viele Autoren, etwa André Gide, Jules Renard, Harry Graf Kessler, Thomas Mann, Elias Canetti und Hannah Arendt haben sich auf Valérys extraordinäre Schreibpraxis bezogen und schätzten diesen hochgebildeten Autor, für den geistige Arbeit auf Übung, Widerspruch und Selbstreflexion beruhte.
Cornelia Frenkel-Le Chuiton

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