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Autor/Hrsg Auteur/Editeur: Echenoz, Jean
2014, Hanser, Berlin, ISBN10: 3446245006

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Dieses Buch wurde rezensiert in der Ausgabe: Dokumente/Documents 3/2014 

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Ce livre a fait l'objet d'un compte rendu de lecture dans le numéro : Dokumente/Documents 3/2014 

Rezension / Compte rendu:
Aufbruch und Wiederkehr
Als Anthime am 1. August 1914 in der Vendée mit dem Fahrrad unterwegs ist, läuten plötzlich von überallher die Glocken: es ist das Zeichen für die Mobilmachung. Und alles wird sich von diesem Moment an ändern, für ihn, für die ganze Welt. Schon anderntags ist er in der Kaserne und kurze Zeit später an der Front, das Kriegsgrauen nimmt nunmehr unweigerlich seinen Lauf. Jean Echenoz schildert die Abläufe (ebenso wie die nun stattfindenden Verwerfungen im Leben einfacher Soldaten) analytisch und pathosfrei, ja sogar emotionslos, sein Blick schweift auch immer gerne ein wenig ab vom Geschehen. Da bleibt er an Nebenschauplätzen hängen, sinniert über die Fauna ringsum, schwadroniert über das Schicksal von Katzen und Igeln, Flöhen und Ratten – um sich letztlich selbst an die Kandare nehmen zu müssen: "Aber wir sollten uns nicht verzetteln, zurück zur Sache." Und die geht so weiter: Anthime verliert einen Arm und darf vorzeitig in seine Heimat zurück, d. h. zur schwangeren Blanche. Fortan ist sein Leben allerdings von Langeweile geprägt, in seinen Gesprächen mit seinem Kameraden Padioleau, der in den kriegerischen Auseinandersetzungen sein Augenlicht einbüßen musste, überwiegt bereits das Moment der Erinnerung. 14 ist ein kleiner, sehr komprimiert wirkender Roman, der gewiss alles benennt, was diesen Krieg ausmacht, der aber in seiner reduzierten, eher postmodern erscheinenden Coolness nicht verhehlen kann, dass all die Gräuel, all die mitgelieferte Fatalität, bereits mit dem Blick eines weitaus später Geborenen wahrgenommen werden.
Thomas Laux

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