Paris 1959

Notizen eines Waadtländers

Autor/Hrsg Auteur/Editeur: Contat, Michel
2017, Limmat, Zürich, ISBN10: 385791825X

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Dieses Buch wurde rezensiert in der Ausgabe: Dokumente/Documents 3/2017 

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Ce livre a fait l'objet d'un compte rendu de lecture dans le numéro : Dokumente/Documents 3/2017 

Rezension / Compte rendu:
In Sartres Nähe

Wer sich mit dem französischen Philosophen Jean-Paul Sartre (1905–1980) beschäftigt, der stößt früher oder später auf den Namen Michel Contat. Denn der hat intensiv über den Existenzphilosophen gearbeitet und zahlreiche Bücher über ihn geschrieben, u. a. sticht eine monumentale Studie, die er zusammen mit Michel Rybalka verfasst hat, heraus (Les Ecrits de Sartre, 1970). Kurz vor Sartres Tod 1980 realisierte er einen Film über den Schriftsteller.
Sartre spielt auch in dem vorliegenden Buch eine Rolle, wenngleich es Michel Contat vor allem um autobiographische Momente zu einem konkreten Zeitpunkt seiner Jugend geht. Im September 1959 gelangt der damals 20-jährige Michel von Lausanne aus nach Paris, zunächst in der vorherrschenden Absicht, an der Sorbonne Vorlesungen zu hören; er kommt, ohne eingeschrieben zu sein, etwa in die Seminare von Maurice Merleau-Ponty (1908–1961) oder Paul Ricoeur (1913–2005). Gleichzeitig zeigt er sich kritisch und politisch aktiv, was dazu führt, dass er wegen seines Anti-Algerien-Engagements für Jahre keine Aufenthaltsgenehmigung in Frankreich erhält (was er aber geflissentlich ignoriert). Zunächst ist es das pure Bohème-Leben. Der Literatur und dem Kino gelten seine besonderen Interessen, die späten 1950er- und frühen 1960er- Jahre (Stichwort: Nouvelle Vague) sind folglich bedeutsam, ein einziges Faszinosum. Michel Contat gelingt es, die dichte, einzigartige kulturelle Gemengelage dieser Zeit atmosphärisch spürbar zu machen. Wenn er anfangs in Saint-Germain-des-Prés noch die Augenblicke abzupassen sucht, in denen Sartre aus seiner Wohnung tritt (um ihn zu sehen, ihn vielleicht anzusprechen) oder nur, um im Café de Flore auf ihn zu warten, ergeben die zunehmenden intellektuellen Beschäftigungen eine tatsächliche Annäherung. So wird die Lektüre von Sartres L’Etre et le Néant (deutsche Übersetzung: Das Sein und das Nichts ) zum entscheidenden Erlebnis, eine Sensibilisierung erfolgt über die dort verorteten (Moral-)Begriffe der "mauvaise foi", der Unwahrhaftigkeit – ein Phänomen, das Michel Contat vor allem im Alltag zu überprüfen sucht (etwa beim Kellner, der sein "Kellnersein" spielt).
Aufgrund seiner klandestinen politischen Aktivitäten droht 1968 erneut die Ausweisung aus Frankreich, und erst im letzten Moment kommt Sartres Anwältin ins Spiel, die vermitteln kann. Sartre jedenfalls ist aufmerksam geworden auf den Mann; die Beziehung zwischen beiden ist hergestellt. Was folgt, ist neben der jahrzehntelangen Beschäftigung eben auch eine veritable Freundschaft.
Thomas Laux

Passions
Paris 1959, notes d'un Vaudois, est un petit ouvrage de 75 pages seulement, écrit en 2001 par Michel Contat, un Suisse spécialiste du philosophe Jean-Paul Sartre, venu à Paris en 1968 à la suite de difficultés rencontrées avec le département de l'instruction publique helvétique. Ce récit est un autoportrait, où se mêlent la passion littéraire et la passion politique, a priori contradictoires. En raison de ses activités politiques clandestines, Michel Contat avait failli être expulsé de France, mais il avait eu finalement gain de cause, grâce à l’avocate de Sartre – ce qui constituera le début d’une passion de plusieurs décennies et d’une véritable amitié avec le philosophe, dont il sera un proche collaborateur. C’est lui que la maison d'éditionGallimard chargera de publier les romans de Sartre dans la Pléiade.
Réd.

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Paris 1959