Fußnoten zu unserer Geschichte 1920–2001

Ein etwas anderes Buch

Autor/Hrsg Auteur/Editeur: Feit, Christian
2006, Books on Demand, ISBN10: 3833454067

Dieses Buch jetzt bei Amazon.de ansehen
Dieses Buch wurde rezensiert in der Ausgabe: Dokumente 3/2007 

Voir ce livre sur Amazon.fr
Ce livre a fait l'objet d'un compte rendu de lecture dans le numéro : Dokumente 3/2007 

Rezension / Compte rendu:
Ein Blick hinter die Kulisse

Diese Aufzeichnungen über ein sich über drei Jahrzehnte hinziehendes Diplomatenleben enthalten keine mehr oder weniger sensationellen Enthüllungen. Der Verfasser will, wie schon sein Buchtitel andeutet, nur einen Beitrag zum besseren Verständnis des diplomatischen Alltags leisten. Im Mittelpunkt steht seine Tätigkeit als Leiter der politischen Abteilung der Deutschen Botschaft in Paris während einer der Schlüsselperioden der deutsch-französischen Zusammenarbeit von 1969 bis 1974. Er erlebte dabei nicht nur Höhenflüge, sondern auch allerlei Reibungen, meistens bedingt durch menschliche Empfindlichkeiten und Kleingeist. Die in historischer Perspektive schließlich erzielten Fortschritte sind in nicht geringem Maße das Ergebnis der nicht immer leichten und nicht unbedingt befriedigenden Kleinarbeit der diplomatischen Handwerker. Christian Feit liefert in diesem Sinne einen nützlichen Beitrag zur Geschichte unserer Zeit und insbesondere der deutsch-französischen Beziehungen.
Er widmet sich dieser Aufgabe bescheiden, ohne seine Person ins Rampenlicht zu rücken. Während seiner gesamten Karriere bewahrt er inneren Abstand gegenüber jeglichem Kastengeist und dem noch in vielen Ländern anzutreffenden diplomatischen Dünkel. Gewiss, seine "Fußnoten" sind von dem verständlichen Wunsch inspiriert, seinen notwendigerweise bescheidenen Beitrag zur europäischen Entwicklung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für das große Buch der Zeitgeschichte festzuhalten, aber er präsentiert sich selbst wohl bewusst viel mehr als Beobachter und Chronist, denn als Akteur.
Es handelt sich um ein sehr persönliches Buch. Der Autor vermittelt ein Bild der Welt gewissermaßen durch seine eigene Brille. Er berichtet über seine persönlichen Eindrücke, mehr oder weniger aus subjektiver Sicht, und verspricht kein abwägendes Urteil des Historikers. Sein ungnädig hartes Urteil über den früheren Außenminister Hans-Dietrich Genscher verdient daher, mit etwas Skepsis registriert zu werden, ebenso wie seine sehr positiven Worte über Sigismund von Braun, den langjährigen deutschen Botschafter in Paris, dessen Taktlosigkeiten wiederholt ein gewisses Ärgernis ausgelöst hatten. Man hätte auch gerne etwas erfahren über das Nichtverhältnis zwischen Willy Brandt als Außenminister und Bundeskanzler und dem französischen Staatschef Georges Pompidou, der intern über die geistige Armut seiner Gespräche mit dem deutschen Institutionen/Partner klagte. Etwas weniger diplomatische Diskretion hätte dem Bericht Christian Feits gutgetan. Man kann ihm aber nicht übelnehmen, dass es ihm offenbar schwer gefallen ist, über die Schranken seines stets um Vertraulichkeit bemühten Charakters zu springen.
Alfred Frisch

Dieses Buch jetzt bei Amazon.de ansehen
Voir ce livre sur Amazon.fr
Fußnoten zu unserer Geschichte 1920–2001