Doppelte Kompetenz – binationale Bildung und Ausbildung
Ob es sich um Fußball bei der Europameisterschaft handelt, um Tennis in Paris oder in Wimbledon, um Radrennen bei der Tour de France oder um Leichtathletik bei den Olympischen Spielen in China – ein einziges Wort fasst im Französischen die reichhaltige Sportaktualität des Sommers 2008 zusammen: compétition. Die deutsche Sprache benutzt unterschiedliche Begriffe, je nachdem, ob Sport (Wettkampf), Politik (Wahlkampf) oder Wirtschaft (Wettbewerb) gemeint ist. Dennoch haben alle diese Wörter einen gemeinsamen Nenner: Sie setzen eine Konkurrenz voraus, wo nur die Besten ihre Chancen haben. Das Dossier dieses Heftes will nicht die zahlreichen deutsch-französischen Projekte ausführlich auflisten, die dazu beitragen können, beide Länder in die Spitzengruppe der europäischen compétition zu hieven und die Kompetenz ihrer Bürger zu erhöhen. Die Absicht dieses Dossiers ist vielmehr, die grenzübergreifende Anerkennung zu thematisieren. Einige bedeutungsvolle Beispiele von etlichen Meilensteinen werden vorgestellt, die auf dem Weg zu einer besseren Kompetenz eine gegenseitige Verständigung und die Kenntnisse über den Nachbarn fördern: Franzosen sprechen hierbei von savoir, savoir-faire und savoir-être. Der zweite Band des deutsch-französischen Geschichtsbuches hat nicht das gleiche Medienecho erfahren wie der erste, was eigentlich eine Form der Routine und des Erfolgs ist. Dennoch wird die löbliche und schwierige Bemühung, einzigartig in der Welt, deswegen nicht banalisiert, schließlich werden nationale, gar nationalistische Betrachtungen der gemeinsamen Geschichte ausgemerzt. Wer die Vergangenheit versteht, kann die Zukunft besser ins Auge fassen und die chauvinistischen Interpretationen der Aktualität vermeiden. Auch die Lehrbücher, die die Französischlehrer in Deutschland und die Deutschlehrer in Frankreich benutzen, sind wichtige Informationsträger für eine höhere Kompetenz, eine bessere Kenntnis des Alltags im Nachbarland. Seit mehr als sechs Jahrzehnten liefern die Gesellschaft für übernationale Zusammenarbeit (GÜZ) mit dem Bureau International de Liaison et de Documentation (B.I.L.D.) einen eigenen Beitrag zur interkulturellen Ausbildung. Auch an den Universitäten: Die Praktika, die den Studenten in ausländischen Firmen angeboten werden, helfen ihnen, wenn sie ins Berufsleben kommen, manche Überraschungen besser zu verkraften. Einige lernen sogar im Rahmen ihres Studiums das parlamentarische Leben in der Nationalversammlung beziehungsweise im Bundestag kennen. In einer Zeit, wo die Ratifizierung eines gemeinsamen Vertrags vielen Ländern der Europäischen Union scheinbar Schwierigkeiten bereitet, werden vielleicht solche Ausbildungen eines Tages ermöglichen, die Herausforderungen des Alten Kontinents zu überstehen. Die europäische compétition braucht eben solche Kompetenzen.
Chronologie/Chronologie
Inhalt/Sommaire
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