Dokumente 5/2008
 1 2 3 4 5 6  

Das Ende des "Großen Krieges" – der Waffenstillstand von 1918

Seit mehr als sechs Jahrzehnten informieren Dokumente und Documents ihre Leser in Deutschland und Frankreich mit der Absicht, zur gegenseitigen Verständigung beizutragen. Die Stichworte dazu, in fast jedem Beitrag über die deutsch- französischen Beziehungen, spiegeln die Entwicklung der Politik seit 1945 wider: Frieden, Aussöhnung, Dialog, Zusammenarbeit. 90 Jahre nach der Unterzeichnung des Waffenstillstandes vom 11. November 1918 sprechen beide Zeitschriften über Krieg. In dieser Ausgabe wird auch über die Festung Mutzig berichtet, deren Ursprünge auf den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 zurückgehen, und über die Flucht deutscher Soldaten aus der französischen Gefangenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Und man braucht nur den zweiten Band des gemeinsamen Geschichtsbuches durchzublättern, welches die Zeit von 1814 bis 1945 behandelt, um wieder einmal festzustellen, dass Europa wirklich nicht der Friedenshafen gewesen ist, den es heute durch außenpolitische Harmonisierung symbolisieren will. Ausgerechnet in diesem Gedenkjahr des Waffenstillstandes wird wieder Säbelrasseln vernommen, zum einen wegen eines komplexen Konfliktes zwischen Russland und Georgien, zum anderen wegen der explosiven Situation in Afghanistan und Irak. Um besser zu verstehen, was eine kriegerische Drohung heute weltweit bedeutet, ist es wichtig noch einmal zu lesen, was Europa zwischen 1914 und 1918 schmerzhaft erlebt hat. Man wird nie oft genug daran erinnern, dass dieser Konflikt, den die Franzosen „Großer Krieg“ nennen, seine Bezeichnung als „Erster Weltkrieg“ logischerweise erst bekommen hat, nachdem die Bevölkerungen im selben Jahrhundert wieder Opfer einer weltweiten Auseinandersetzung wurden. Die französischen Soldaten von 1914–18 waren davon überzeugt, dass es sich um den „allerletzten Krieg“ (la der des der) handeln würde – sie mussten leider eine Generation später feststellen, dass der Frieden vergänglich ist, wenn die Völker Dialog, Einklang, Kompromiss ablehnen. Es ist natürlich schwierig, die Wahrnehmung des Krieges von zwei Völkern miteinander zu vergleichen, auch wenn sie Nachbarn sind. Sieger und Besiegte schreiben Geschichte anders. Aber beide müssen heute zugeben, dass sie die gleiche Erfahrung von Schmerzen und Schrecken teilen. Über den Krieg zu sprechen, bedeutet, den Frieden zu fordern. Sich an Friedensbemühungen zu beteiligen, auch auf anderen Kontinenten, bedeutet, dass man der Welt ein Schicksal ersparen will, das Europa erlebt hat. Zu einer Zeit, wo sich manche anschicken, die privilegierten Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland in einem schwer zu vereinenden Europa infrage zu stellen, gar zu kritisieren, ist es nicht überflüssig daran zu erinnern, dass die historische Versöhnung beider Länder es geschafft hat, das böse Wort vom „Erbfeind“ aus dem jeweiligen Vokabular zu tilgen. Gérard Foussier

Chronologie/Chronologie
 
Chronologie/Chronologie

Inhalt/Sommaire
 
Inhalt/Sommaire

Autor/Auteur
Thema/Thématique
PDF
Gérard Foussier
Editorial
Editorial 
 
Meinung
Gérard Foussier
Unheil Hitler
Unheil Hitler 
 
Politik / Wirtschaft
Medard Ritzenhofen
Vom Mittelmeer bis zum Kaukasus
Nicolas Sarkozy positioniert sich und Europa
Vom Mittelmeer bis zum Kaukasus 
Thomas Siemes
„Défense paradoxale“
Das Weißbuch zur Verteidigung und nationalen Sicherheit
„Défense paradoxale“ 
Sébastien Vannier
Herausforderung Klimawandel
Frankreich und Deutschland suchen nach Lösungen
Herausforderung Klimawandel 
 
Dossier: Das Ende des "Großen Krieges"
Ansbert Baumann
Die verdrängte Niederlage
Zur ambivalenten Wahrnehmung des Kriegsendes von 1918
Die verdrängte Niederlage 
Marina Touilliez
Schwierige Erinnerungsarbeit
Vom 11. November 1918 bis zum 9. November 1989
Schwierige Erinnerungsarbeit 
Gérard Foussier
Übermächtige Erinnerungen
Die letzten Zeitzeugen des „Großen Krieges“
Übermächtige Erinnerungen 
Clemens Klünemann
Aufstand gegen die Vernunft
Der Erste Weltkrieg und die Folgen der Zivilisationskritik
Aufstand gegen die Vernunft 
Jérôme Pascal
Die Urkatastrophe
Der „Große Krieg“ im gemeinsamen Geschichtsbuch
Die Urkatastrophe 
 
Stichwort
Gérard Foussier
Guerre
Guerre 
 
Gesellschaft
Nicola Bücker / Melanie Karwath / Angela Kindervater
Europa im Alltag
Gelingt Integration über Grenzen hinweg?
Europa im Alltag 
Eva John / Romy Straßenburg
Neue Verhältnisse
Die Mittelschicht wird dünner
Neue Verhältnisse 
Hans Herth
Dialog mit dem anderen Deutschland
Ein halbes Jahrhundert Echanges Franco-Allemands
Dialog mit dem anderen Deutschland 
Laurent Erbs
Flucht aus der Kriegsgefangenschaft
Individuelle Akte, makroökonomische Folgen
Flucht aus der Kriegsgefangenschaft 
 
Personalia
Reinhard Schäfers, Adam-Mickiewicz-Preis, André-Gide-Preis, Nikolas Kerkenrath
Personalia 
 
Kultur
Siegfried Forster
Kultur-Spektrum
Kultur-Spektrum 
Silke Stammer
Kultur-Vorschau: Frankreich in Deutschland
Kultur-Vorschau: Frankreich in Deutschland 
Medard Ritzenhofen
Wilder Denker, weiser Warner
Zum 100. Geburtstag von Claude Lévi-Strauss
Wilder Denker, weiser Warner 
Stefan Tigges
Der Text-Archäologe
Laurent Chétouanes Regiearbeiten provozieren und faszinieren
Der Text-Archäologe 
Gérard Foussier
Der erste Übersetzer Goethes: Albert Stapfer
Der erste Übersetzer Goethes: Albert Stapfer 
Walther Fekl
Ein Wegbereiter der Moderne: Honoré Daumier
Ein Wegbereiter der Moderne: Honoré Daumier 
 
Andererseits
Gérard Foussier / Jean Kudela
Les Sorabes à l’honneur
Les Sorabes à l’honneur 
 
Rezensionen
Rezensionen 
Horst Schmidt
Sammelrezension: Deutsch-französische Imagologie
Gérard Foussier
Französische Biographien zu Konrad Adenauer
 
Chronologie
DGAP
Juli / August 2008
Juli / August 2008