Süßes Frankreich?

Mythen des französischen Alltags

Autor/Hrsg Auteur/Editeur: Götze, Karl Heinz
2010, Fischer, Frankfurt 2010, ISBN10: 3100265300

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Dieses Buch wurde rezensiert in der Ausgabe: Dokumente/Documents 1/2011 

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Ce livre a fait l'objet d'un compte rendu de lecture dans le numéro : Dokumente/Documents 1/2011 

Rezension / Compte rendu:
Lesevergnügen für Frankreich-Freunde

Der in Frankreich lebende und lehrende Karl Heinz Götze legt nach "Französische Affairen" (Fischer 1994) hier sein zweites Frankreich-Buch vor. Götze will uns Beobachtungen und Erfahrungen seines Lebens mit Frankreich und den Franzosen humorvoll erzählend näher bringen, dem Leser dann aber zeigen, dass er seine Befunde auch kritisch analysierend zu erklären weiß. Es sind oft Ausschnitte nur aus dem französischen Alltag (wie z. B. der Einkauf bei einem Metzger in Aix-en-Provence), die Götze beleuchtet, und, wo es sich anbietet, mit entsprechenden deutschen Gewohnheiten und Mythen (im Sinne von Roland Barthes) vergleicht. Die Lebensbereiche, die er auswählt, gelten zugleich als traditionelle französische Trumpfkarten, wie (Rad-)Sport, Essen, Wein, Frauen, Mode, schließlich und endlich das Kapitel Revolution, Résistance und Revolte (mit einer sehr klugen Erklärung für die langen Proteste, mit denen Professoren und Studenten 2009 die Universitäten des Landes ein Semester lang lahm gelegt haben). Frankreich verändert sich so rasch, stellt Götze fest, dass Selbst- und Fremdbilder sich nicht mehr immer mit den neuen Realitäten Frankreichs in der globalisierten Welt decken. Es kommt dem Autor darauf an, Klischees und Mythen behutsam zu "dekonstruieren"; er tut das mit Empathie, ohne neue Verklärung, aber auch ohne jene Häme, die er bei manchen deutschen Frankreich-Korrespondenten festzumachen glaubt. Thesen zum Wesen Frankreichs (oder Deutschlands), wie sie Autoren von Heine bis Wechsler und Sieburg so schön präsentieren konnten, sind heute - leider - nicht mehr möglich und finden sich daher bei Götze auch eigentlich nicht mehr, abgesehen vielleicht von der These, in der Folge von Norbert Elias, eines französischen "Nationalcharakters", der in vielen Lebensbereichen und in (fast) allen Bevölkerungsschichten von dem früheren aristokratischen Lebensstil geprägt geblieben wäre, stärker jedenfalls als in Ländern wie Deutschland. Aber auch hier ist der heutige Trend einer allmählichen Annäherung der Lebensgewohnheiten und Mentalitäten beiderseits des Rheins nicht zu übersehen, wie Götze an einer Reihe von Beispielen zeigen kann.
"Süßes Frankreich?" ist kein wissenschaftliches Landeskundebuch, sondern ein Werk bester Frankreich-Essayistik, mit oft brillanten Randbemerkungen und mit bewusst in Kauf genommenen Lücken. Ein nützliches Lesevergnügen für Frankreich-Freunde, lesenswert aber auch für Experten, die ja wissen, um wie viel schwieriger dieses Geschäft heute geworden ist.
Hermann Harder

Douce France
Connu déjà pour son ouvrage sur les affaires françaises, paru en 1994, Karl Heinz Götze publie à l'intention des lecteurs allemands, un nouveau livre sur cette « douce France », dans laquelle il vit. Son regard est complaisant mais pas dénué de critique. Ses propos sont le reflet de la vie quotidienne, des habitudes et des mythes traditionnels, comparés à l'Allemagne. A l'aide de quelques expériences vécues, il montre que Français et Allemands se ressemblent de plus en plus, l'occasion de corriger certaines idées reçues.
La France de Götze n'est pas un ouvrage de chercheur, c'est le récit non sans humour d'un auteur qui aime la France - aussi bien pour ses (grandes) qualités que ses (petits) défauts.
Réd.

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