Dokumente 6/2008
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Verfassungen – Grundgesetz und V. Republik

Noch nie war in der ganzen Welt von so vielen Milliarden die Rede. Ob Euro, Dollar oder Yen, in fast jeder Währung scheint die Milliarde mit ihren neun Nullen die neue Rechnungseinheit zu sein. Klar, dass sich das deutsch-französische Ehepaar in dieser globalisierten Welt, die nach globalen Lösungen sucht, irgendwie verloren fühlt. Mitten in der internationalen Krise erleben Deutschland und Frankreich eine neue bilaterale Missstimmung. Berlin und Paris versuchen zwar dagegenzusteuern. Trotzdem: Es kriselt eindeutig zwischen beiden Regierungen. Einerseits freut man sich, auch in Deutschland, dass ein Hyperpräsident“ in seiner Eigenschaft als EU-Ratspräsident an allen Fronten handelt, andererseits wird befürchtet, dass Frankreich die amerikanische Interimszeit im Weißen Haus zu stark ausnutzt, um vor den europäischen Interessen eher die französischen zu vertreten. Misstrauen macht sich breit, während alle Politiker und Wirtschaftsvertreter eigentlich Vertrauen wecken wollen. Es gibt allerdings Grund zur Hoffnung: Die Wahl des neuen Präsidenten in den Vereinigten Staaten wurde (nicht nur) in Deutschland und Frankreich so euphorisch begrüßt, dass man an diesen plötzlichen Obama-Kult sicherlich große Erwartungen knüpfen kann Viel diskreter sind aber auch zwei Jahrestage gefeiert worden, die jeweils als Geburtsstunden einer stabilen Demokratie verstanden werden sollten. Vor 60 Jahren begann in Bonn die Erarbeitung des Grundgesetzes, das zur Gründung der Bundesrepublik führte; vor 50 Jahren wurde in Paris die Verfassung der V. Republik beschlossen – zwei Texte, die in relativ kurzer Zeit entstanden sind und die sich trotz ständigen Reformbestrebens bis heute behauptet haben. Zwei Beispiele im deutlichen Gegensatz zur heutigen schweren Geburt eines europäischen Verfassungstextes, der immer noch nicht ratifiziert worden ist. Stabilität schließt Krisen nicht aus: Ein Rückblick auf die Finanzkrise von 1968, zehn Jahre nach der ersten privaten Begegnung zwischen Bundeskanzler Adenauer und Staatspräsident de Gaulle und fünf Jahre nach der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages, zeigt, wie sich doch das Verhältnis und der persönliche Umgang miteinander entwickelt haben. Umarmungen sind kein Beweis dafür, dass Streit nur eine Erfindung der Presse wäre. Unfreundliche Kritik ist kein Beweis dafür, dass die „Erbfreunde“ ihre Freundschaft leugnen. Bei allen Unterschieden in Form und Inhalt des Kampfes gegen die Rezession zeigen vielmehr die doch engen und etlichen deutsch-französischen Bemühungen um eine bessere, ehrlichere Finanzwelt, dass Frankreich und Deutschland im Vergleich zu vielen anderen Staaten dieser Erde in relativ guter Verfassung sind. Gérard Foussier

Chronologie/Chronologie
 
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Inhalt/Sommaire
 
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Gérard Foussier
Editorial
Editorial 
 
Meinung
Alexander von Bismarck
Eine neue Realität
Eine neue Realität 
 
Politik / Wirtschaft
Gérard Foussier
Für eine Reform des Kapitalismus
Paris und Berlin setzen auf einen pragmatischen Ansatz
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Sébastien Vannier
Im Fadenkreuz der Kritik
Nicolas Sarkozy und die deutsche Presse
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Benedikt Schoenborn
Der Kanzler sagt Nein
Die internationale Währungskrise im November 1968
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Medard Ritzenhofen
Sarkozy und die „laïcité positive“
Die erste Frankreichreise von Papst Benedikt XVI.
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Gérard Foussier
Französische Sozialisten im Streit
Martine Aubry ist die neue Erste Sekretärin der Partei
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François Talcy
Der Senat wird modernisiert
Der Senat wird modernisiert 
Gérard Foussier
Ein historisches Datum
Reaktionen nach der Wahl Barack Obamas
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Dossier: Verfassungen
Olivier Jouanjan
Zwei Verfassungen:
Das Grundgesetz und die Verfassung der V. Republik
Zwei Verfassungen: 
Alfred Frisch
Bewundernswerte Bilanz
Eine Würdigung des Grundgesetzes von 1949
Bewundernswerte Bilanz 
Norbert Lammert
Eine Verfassung für Deutschland
Die Konstituierung des Parlamentarischen Rates vor 60 Jahren
Eine Verfassung für Deutschland 
René Wintzen
De Weimar à Bonn
L’Allemagne fédérale adopte sa Loi fondamentale
De Weimar à Bonn 
Ansbert Baumann
Die Rückkehr des Generals
Die Krise der IV. Republik ebnete de Gaulles Verfassung den Weg
Die Rückkehr des Generals 
Ansbert Baumann
„Der macht Europa kaputt“
Deutsches Misstrauen zu Beginn der V. Republik
„Der macht Europa kaputt“ 
Pierre Viansson-Ponté
Die Geburt der V. Republik
Die Geburt der V. Republik 
 
Stichwort
Gérard Foussier
Confiance
Confiance 
 
Gesellschaft
Ingo Bode
Sonderweg im Mainstream
Neue Entwicklungen in Frankreichs Gesundheitswesen
Sonderweg im Mainstream 
Suzanne Krause
„Der Genmais ist meine Zukunft“
Ein südfranzösischer Getreidebauer hadert mit dem Anbaustopp
„Der Genmais ist meine Zukunft“ 
Julia Putsche
Zweisprachige Grundschüler
Eine Studie untersucht Frankreichbilder in Kehl
Zweisprachige Grundschüler 
Brigitte Veit / Marco Wolter
„Nichts ist vorbestimmt“
Alexis Lehmann – ein Grenzgänger der Region Oberrhein
„Nichts ist vorbestimmt“ 
Gérard Foussier
Personalia
Personalia 
 
Kultur
Siegfried Forster
Kultur-Spektrum
Kultur-Spektrum 
Silke Stammer
Kultur-Vorschau: Frankreich in Deutschland
Kultur-Vorschau: Frankreich in Deutschland 
Medard Ritzenhofen
Geschichten rund um den Globus
Le Clézio erhält den Nobelpreis für Literatur
Geschichten rund um den Globus 
Siegfried Forster
Pop-Art am Hof des Sonnenkönigs
Die Werke von Jeff Koons sorgen für Wirbel in Versailles
Pop-Art am Hof des Sonnenkönigs 
Gernot U. Gabel
Superlativ im Palais de Chaillot
Die „Cité de l’Architecture et du Patrimoine“ am Trocadéro
Superlativ im Palais de Chaillot 
 
NRW-France 2008–2009
NRW-France 2008–2009 
 
Rezensionen
Rezensionen 
Jérôme Pascal
Tim Geiger: Atlantiker gegen Gaullisten
Horst Schmidt
Marcel Krings / Roman Luckscheiter (Hg.): Deutsch-französische Literaturbeziehungen
François Talcy
Jean-Pierre Vittori: Eux, les S.T.O.
Walther Fekl
Sammelrezension: Satire und Gewalt
Gérard Foussier
Klaus Schüle: Akte L – Erbfreunde auf Schnäppchenjagd
Sébastien Vannier
Sylvain Mazas: Dieses Buch sollte mir gestatten, den Konflikt in Nah-Ost zu lösen ...
 
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